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Arbeitslosenquote gesunken – Aussichten gut?

Viele kanarischen Politiker und Medien sind begeistert: Die Arbeitslosenquote befindet sich weiterhin auf sinkendem Kurs und lag im 1. Quartal d. J. auf Lanzarote bei 31%.

 

Die Euphorie hält sich bei den meisten Bürgern allerdings arg in Grenzen, schließlich herrscht in den Portemonnaies weiterhin Ebbe. Aus diesem Grund und mangels beruflicher Perspektiven verlassen nach wie vor Woche für Woche „in- sowie ausländische Erwerbspersonen“ die Insel und melden sich beim Arbeitsamt ab, aber nicht bei der Behörde. Denn viele möchten wiederkommen, sobald sich die Lage tatsächlich entspannt hat – die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Viele Fortgezogene bleiben dadurch in den Statistiken als nicht arbeitslose Erwerbsperson erhalten, wodurch die Arbeitslosenquote auf dem Papier und in den Statistiken sinkt.

Welcher Wert der Realität entspricht, bleibt indes ungewiss. Denn es ist nicht etwa so, dass es hier kaum Arbeit gibt. Schließlich boomt der Tourismus und also der Motor der hiesigen Wirtschaft, die Touristenzahlen sind einsame Spitze, und die Hoteliers melden Rekorde bei der Auslastung. Allerdings wird hier überwiegend zu Dumpinglöhnen gearbeitet und es ist gang und gäbe, nur einen Bruchteil davon „anzumelden“. Das ist nicht etwa nur Usus bei vielen Arbeitgebern, sondern auch bei den zahlreichen Scheinselbstständigen sowie den vielen, tatsächlich nicht abhängig Beschäftigten. Angeblich soll der Arbeitsmarkt nichts anderes bzw. nicht mehr hergeben.

Noch mehr Markt und noch weniger Staat tönt es weiterhin und gebetsmühlenartig aus konservativen und neoliberalen Kreisen, die nicht nur Europa fest im Griff zu haben scheinen, und denen die niedrigen Löhne noch nicht niedrig genug und die tiefen Einschnitte in die Sozialsysteme noch nicht hart genug sind. Über alldem wabert die Finanzwelt und gibt den Ton an.

Der Mensch ist zum reinen Wirtschaftssubjekt geworden, dessen Wert vom Markt bestimmt wird. Nun, das ist nichts Neues, allerdings hat sich auf der Insel sowie insgesamt in Spanien der Wert auf dem Schwarzmarktwert eingependelt. So bleiben die Bürger mitsamt der Sozialstaatlichkeit letztendlich auf der Strecke.

Den Menschen bleibt also gar nichts anderes übrig als zu versuchen, sich irgendwie durchzuwurschteln.

Keine guten Aussichten, wie ich finde.